Veröffentlichung der Tierversuchszahlen für 2022

24. April 2023

Der 24. April ist internationaler Tag der Tierversuche. Auch dieses Jahr nehmen wir den Tag zum Anlass, die Tierversuchszahlen des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie zu veröffentlichen.

Am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie (MPIIB) führen Forschende Tierversuche an Mäusen, Ratten und Zebrafischen durch. Mit den Versuchen untersuchen sie grundlegende Mechanismen von Infektionen und unseres Immunsystems.

Im Jahr 2022 wurden am MPIIB insgesamt 1351 Tiere in Versuchen eingesetzt und damit ungefähr 13 % mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg ist auf eine höhere Zahl von Zebrafisch-Experimenten in der Forschung zurückzuführen, während Versuche an Ratten und Mäuse im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Die steigende Anzahl der Zebrafisch-Versuche wurde bereits prognostiziert, da die im Jahr 2021 etablierte Arbeitsgruppe „In Vivo Zellbiologie der Infektionen“ ihre Tuberkuloseforschung ausgebaut hat.

Tuberkulose ist nach COVID-19 die häufigste Todesursache durch einen einzelnen Krankheitserreger. Die Forschungsgruppe untersucht insbesondere die sogenannten Tuberkulose-Granulome – knötchenförmige Ansammlungen von Immunzellen, die sich um Tuberkulosebakterien bilden. Diese Zellansammlungen schränken die Fähigkeit von Immunzellen und Antibiotika ein, die darin enthaltenen Bakterien zu erreichen und erschweren so die Behandlung der Krankheit.

Beim Menschen bilden sich die Granulome normalerweise in der Lunge. Obwohl Zebrafische keine Lungen haben, bilden sie Granulome, die den menschlichen Tuberkulosegranulomen sehr ähnlich sind. Mithilfe des Zebrafischmodells konnten Tuberkuloseforscher bereits viele Fragen zum Granulom und zur Tuberkuloseinfektion beantworten.

Für die Forschung am MPIIB wurden im Jahr 2021 viele vorbereitende Genotypisierungsversuche an Zebrafischen unternommen – eine Technik mit der Forschende die Zusammensetzung des Erbguts untersuchen können. Diese Versuche sind mit einer geringen Belastung für die Tiere verbunden. Im Jahr 2022 wurden die ersten Infektionsversuche durchgeführt, die mit einer mittleren Belastung einhergehen. Dabei wurden Zebrafische mit dem Erreger Mycobacterium marinum infiziert, einem nahen Verwandten der Tuberkulose, der als Modell für diese Krankheit bei Fischen dient.

Eine ausführliche Erklärung von Belastungsgraden bei Tierversuchen mit den gesetzlichen Vorgaben und Beispielen für die Belastungsgrade findet sich auf der Seite der Initiative Tierversuche Verstehen.

Tierversuche sind in der biomedizinischen Forschung – auch am MPIIB – nach wie vor unverzichtbar. Nach aktuellem Forschungsstand stellen sie einen wichtigen Teil des experimentellen Methodenspektrums dar, besonders für die Erforschung der komplexen Mechanismen unseres Immunsystems.

Auch wenn die Entwicklung von Alternativmethoden stetig voranschreitet und manche Tierversuche inzwischen ersetzt und die Zahl der eingesetzten Tiere reduziert werden können – ein vollständiger Ersatz von Tierversuchen ist derzeit nicht absehbar. Auch in Zukunft werden diese Versuche zum Erkenntnisgewinn und zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze und Methoden benötigt.

 

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